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2012-08-12 • Ieper Belgien
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Ieper
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4000 Zuschauer
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Autor: mk
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  ieperfest | Ieper Belgien
2012-08-12

Im August stand das ieperhardcorefest im kleinen Örtchen Ieper in Belgien an.

Auf Grund meines erstmaligen Besuch im letzten Jahr bin ich sehr erfreut auch dieses Jahr die Reise nach Belgien anzutreten. Unter vielen Festival sticht das ieperhardcorefest schon bei Betrachtung der Agenda und der Aktivitäten abseits der Musik hervor.



Hier gibt es Begriffe wie "more than music" und "green policy". Aber dazu später mehr.
Auch das Lineup verspricht wieder eine gute Abwechslung zwischen Metal und Hardcore und jeder Menge Ausläufern des Genres.

Entspannt erreiche ich am Freit ag das Festivalgelände um mich auf zur ersten Band zu begeben.
Da es sich beim ieperfest um ein Recht kleines Festival handelt verläuft Parken und Bändchen abholen wie schon im letzten
Jahr wartefrei und reibungslos.
Das gesamte Festival ist seit jeher (wie ich aus Gesprächen mit Besuchern der letzten Jahre weiß) sehr entspannt.

For the glory aus Portugal stehen als erstes auf meinem Kalender. Die Band aus Portugal spielt auf der kleineren Zeltbühne und darf sich bereits zu früher Nachmittagsstunde über
viel Publikumszuspruch freuen.
An jenem Freitag sind die Temperaturen sehr hoch und es sieht alles nach einem sehr sonnigen und zugleich Anstrengenden ersten Festivaltag aus.
Die 2003 gegründeten Portugiesen von for the glory zählen zu den zwei drei bekannten Hardcorebands aus ihrem Heimatland und waren bereits auf mehreren Touren auch in Deutschland unterwegs.
Die Stimmung ist gut und so tanzen einige Gäste fleißig zum Sound von for the glory und wie auch im letzten Jahr ist die eine oder andere Partytruppe unterwegs, welche es schafft einen großen Plastikhai auf die Bühne zu befördern.

Der Sound von for the glory ist Hardcore der alten Schule und lädt zu Singalongs und Moshpit ein. Routiniert und bewegungsfreudig agiert die Band auf der Bühne und gewinnt an diesem Tag mit Sicherheit an Aufmerksamkeit.
Für mich ein guter Einklang in den Tag. Wie auf dem Ieprfest (für mich) üblich spielen viele Bands an diesem Wochenende die mir bisher nicht bekannt sind und so folgt auf der Hauptbühne sogleich die erste Überraschung.

Beim ersten Blick auf die Bühne zu den Tönen von Kylesa fallen mir zu aller Erst die beiden Drummer ins Auge. Zum ersten Mal sehe ich eine Band welche mit 2 Kompletten Drumsets agiert und bin gespannt auf das folgende musikalische Erlebnis.
Wie ich im Nachhinein erfahre zählt kylesa zum Genre der "sludge" Bands. Schwer zu beschreiben, aber ich empfinde den Sound als Mischung von Heavy-Metal mit Einflüssen von klassischem Metal und Punkrock. Jeder sollte sich aber selbst ein Bild der Musik machen, einfach nur um mal etwas anderes gehört zu haben! Dies kann man sehr einfach auf dem offiziellen Youtube-Kanal der Band machen.

http://www.youtube.com/watch?v=VGFru8yyYIw

Es fällt auf das der Gesang zwischen klar und kreischend wechselt und durch die Stimme von Sängerin Laura Pleasants besonders gut ergänzt wird. Jeder Song schafft seine eigene Atmosphäre und ich folge entspannt bei Sonnenschein dem Set von kylesa.
Es herrscht allgemein mehr Zuhören und Genießen als Bewegung und Action während des Sets von kylesa.
Positiv überrascht suche ich ein erstes mal Schatten auf und warte auf die nächste Band der Hauptbühne names norma jean.

Norma Jean sind für ihre energiegeladene Show bekannt und folglich wird es erstmals etwas voller vor der Bühne. Bereits seit 1997 unterwegs haben sich Norma Jean in der Metalcore- und Mathcore-Szene einen großen Bekanntheitsgrad erspielt.
Die Setlist ist breit gefächert und alle Hits von norma jean werden zum Besten gegeben. Die Band sorgt auf und vor der Bühne für mächtig Bewegung und bei "memphis will be laid to waste" stößt the chariot Frontman (uns ex- Norma Jean Mitglied) Josh Scogin hinzu.
Man teilt man das Mikrofon mit den Menschen vor der Bühne und norma jean verlassen mit großem Applaus die Bühne.
Keine Zeit zum verschnaufen, es folgen unmittelbar the chariot im Zelt. Am frühen Abend ist es im Zelt bereits deutlich wärmer und als noch ein paar Stunden zuvor. The chariot wurden vom ehemaligen norma jean sänger ins Leben gerufen. Ich bin gespannt was the chariot abliefern werden, bisher habe ich diese Band noch nicht live gesehen.

Ohne Schnickschnack legt die Band los. Die Bandmitglieder auf der Bühne sind nicht zu halten und springen wie wild um sich, schade das die Bühne nur so klein ist und nicht mehr Bewegungsfreiheit zulässt.

Beim zweiten Song "teach" schnappt sich Sänger Josh Scogin einen Stuhl und stellt sich mitten in den Mosphpit um gemeinsam mit der Meute zu kreischen. Nicht schlecht. Die Show strotzt nur so vor Energie und the chariot werden ihrem chaotischen Ruf gerecht.
Es ist sichtlich anstrengend für Zuschauer und Band auf Grund der hohen Temperaturen im Zelt, dennoch geben beide Seiten alles.
Zum Ende des letzten Songs "and shot eacht other" beginnt der Sänger bereits während der Song gespielt wird das Schlagzeug abzubauen und sorgt für ein etwas anderes Ende des Live-Auftritts.



Jetzt erstmal erfrischen und Raus aus dem Zelt. Die Sonne senkt sich bereits und die Maximaltemperaturen am heutigen Tag liegen wohl hinter mir.

Crown of thornz schaue ich mir so nebenbei an, die Band feiert sich selbst ab und außer recht fragwürdige Ansagen des Frontman Donny Diablo gibt es nicht viel zu berichten.
Das nächste Highlight für mich bilden die Musiker um funeral for a friend.

Die post-hardcore/screamo Combo aus Wales hat mit ihrem aktuellen Album "welcome home armageddon" zu alter Stärke zurück gefunden und hat mich live noch nie enttäuscht. Leider bemerke ich recht schnell das am heutigen Abend die meisten Gäste sichtlich nicht wegen funeral for a friend in ieper sind.
Nichts desto trotz habe ich gefallen am Auftritt, lediglich die Energie vom Publikum lässt zu wünsche übrig. Manch einer äußert das ffaf heute fehl am Platz wären, für mich macht aber gerade diese Mischung das ieperfest so interessant.
Sicherlich kommen ffaf bei einer kleinen Clubshow besser rüber, aber vereinzelt lässt sich erahnen was für den ein oder anderen Besucher Songs wie "juneau", "escape artits never die" und "all the rage" bedeuten. Immer wieder sieht man Menschen die alles aus sich herausschreien und vereinzelt bildet sich eine kleine Menschentraube vor Sänger Matthew Davies.
Vom neuen Album wird unter anderem "front row seats to the end of the world" sowie "aftertaste" gespielt. Leider erzeugen ffaf nicht ganz die Stimmung die ich mir erhofft hatte, jedoch kamen Fans auf ihre Kosten. Noch zwei Acts ehe der erste Festivaltag vorüber ist.

Im Zelt wartet der Headliner congress. Ich lausche 3 Songs der Band aus Belgien welche sich Exklusiv für den heutigen Auftritt zu einer Reunion zusammengefunden hat. Die Resonanz des Publikums ist überwältigend. Besonders bei den etwas älteren herrscht gute Stimmung und viele Zuschauer sind dankbar congress noch einmal live erleben zu dürfen. Ich selbst kenne die Band nicht und kann daher auch nur kurz über den Auftritt berichten. Die Feststellung der Tatsache das eine Reunionshow einer belgischen Hardcoreband am Freitag Abend auf einem belgischen Hardcorefestival statt findet sollte aber ausreichen um ahnen zu lassen das während des Set viel los war.

Es folgen mit agnostic front die Headliner auf der Hauptbühne. Fast jedem in der Hardcoreszene sind agonstic front ein Begriff und "gotta go" ist dürfte allseits bekannt sein. Ich verfolge den Auftritt von angostic front aus einer der hinteren Reihen. Noch nie hatte ich viel für angostic front übrig. Aus irgend einem Grund ist der Funke bei dieser Band bei mir nie über gesprungen.

Natürlich zähle ich damit an diesem Abend zur absoluten Minderheit. Roger Miret, Vinnie Stigma und Co. haben die Fans fest im Griff. Viele Zeilen werden mitgegrölt und im Pit wird sich heftigst hin- und hergeschubst. Ich bin wie gesagt kein großer Fan von agnostic front, da die Band aber seit Jahrzehnten unterwegs ist habe ich sie schon mehrmals auf Festivals gesehen.
Es herrscht großer zusprach und Songs wie "for my familie", "friend or foe" werden ordentlich abgefeiert. Alles in Allem sind agnostic front ob ihrer Historie mit Sicherheit ein gebührender Headliner für ein Hardcorefestival. Das empfinden wohl auch die meisten Zuschauer so.



Mit dem Ramones Cover "blitzkrieg bop" wird die Masse in die Nacht entlassen. Der Start ins Festival verlief somit gut. Besonders positiv zu erwähnen sind meinerseits norma jean und the chariot. Für eine der Überraschungen des Tages sorgten bei mir kylesa.

Auf gehts zum zweiten Tag: Am Samstag ist das Wetter leicht entspannter. Den ersten musikalischen Besuch widme ich den im Zelt auftretenden pianos become the teeth. Unlängst in Trier zu hören bekommen spielt die Band auf dem ieperfest vor deutlich größerem Publikum. Die melodische und stimmgewaltige Musik lädt zum entspannten Zuhören im schattigen Zelt ein. Die Band gibt sich sehr agil und vor allem Frontman Kyle Durfey sorgt mit seiner gewaltigen Stimme bei vielen Besuchern für überraschte Gesichtsausdrücke. Ich denke die meisten Zuschauer haben vor diesem Tag noch nichts von pianos become the teeth gehört und lauschen einfach dem Set der Band aus Baltimore, USA. Viel Interaktion findet nicht statt, jedoch wird die Band nach jedem Song mit Applaus belohnt. Ein entspannter Einstieg in den zweiten Festivaltag.

Auf der großen Bühne folgen nun, von Sonnenschein begleitet, reign supreme. Eine der wenigen Hardcorebands welche seit längerer Zeit nicht in Europa unterwegs war. Noch vor knapp einer Woche war ich auf der Show im 11er Club in Frankfurt um mit 50 weiteren Gästen reign supreme abzufeiern, heute sieht es anders aus. Vor der Bühne befinden sich bereits viele Gäste und von Anfang bis Ende des Sets herrscht ein reges Treiben im groß angelegten Moshpit. Ebenso kommen auch Freunde von sing-a-longs uns Stagedives auf ihre Kosten.

Mich wundert es nicht das reign supreme so gut ankommen, passen sie doch vom Sound her perfekt ins Lineup. Sänger Jay Pepito bedankt sich für die Aufmerksamkeit und lässt diverse gesellschaftskritische Ansagen verlauten. Bei reign supreme herrscht ausgelassene Feierlaune und besonders im Moshpit geht es hart aber herzlich zur Sache. Nach 35 Minuten sind reign supreme am Ende angelangt und ein Großteil der Zuschauer sehnt sich nach Abkühlung, Schatten und Erfrischung. Wer die Möglichkeit hat sollte reign supreme bei weiteren Auftritten durch Europa besuchen!

Der nächste Act macht sich auf der Hauptbühne breit. Die Engländer in your demise stehen bereit und wollen party machen! Mit dem aktuellen Album "the golden age" spaltet die Band einen teil ihrer Zuhörer in hat aber durch die Vorgänger wie "the kids we used to be" und "ignorance never dies" längst eine große Fanbase erschaffen.
Mit den ersten Tönen herrscht rege Bewegung im Publikum und es wird ausgelassen gefeiert. Hauptanteil des Sets bilden Songs der letzten beiden Alben und beim "Hit" der Band namens "burnt tongues" darf die Masse bereits für den Headliner des heutigen Abends üben und eine wall of death abreißen.


Ich bin mir sicher das dies später bei sick of it all größer von statten gehen wird, jedoch merkt man das your demise wissen wie man ein Publikum bei Laune hält. Mit den letzten beiden Songs "miles away" und "the kids we used to be" verabschieden sich your demise (inklusive einer paar Dutzend Fans) von der Bühne.

Es wird nun etwas ärgerlich: Aus persönlichen Gründen verpasse ich trapped under ice. Kollege Christian schießt ein paar Fotos und berichtet von einer ebenfalls sehr energiegeladenen Show. Bisher habe ich tui nur in kleinen Clubs gesehen, jene Shows waren immer sehr erfreulich verlaufen und trapped under ice sind ihren Bekanntheitsgrad derzeit arg am Vergrößern. "Big Kiss Goodnight" ist seit knapp einem halben Jahr veröffentlich und scheint die Fans der Band nicht enttäuscht zu haben.

Meine Enttäuschung über den verpassten trapped under ice Auftritt legt sich, als die ersten Töne von unearth erklingen. Eine Band die seit Jahren (um genau zu sein 1998) unterwegs ist und schon mehrmals durch Europa getourt ist bringt am frühen Abend erstmals etwas metallischeren Sound zum Klang. Das aktuelle Album "darkness in the light" bekam viele gute Kritiken und so durfte man auf die neuen Songs gespannt sein.

Leider zeigt sich von Beginn an das unearth mit dem Publikum zu kämpfen haben. Die meisten Zuschauer stehen weit von der Bühne entfernt, ein paar wenige bilden einen Moshpit und eine kleine sing-a-long Truppe vor Sänger Travor Phipps. Anscheindend zündet die Musik von unearth am heutigen Tag nicht richtig.
Es mag an den heißen Temperaturen liegen, oder daran das mit the black dahlia murder bereits ein weiter Metalact in den Startlöchern steht. Bei dem meiner Meinung nach besten Song von unearth namens "endless" kommt kurz etwas mehr Stimmung auf, jedoch hatte ich mir eine deutlich größere Resonanz für unearth erhofft.
Es werden unter anderem "the great dividers", "this lying world" und "black hearts now reign" gespielt. Vom aktuellen Album erkling "shadows in the light", "watch it burn" und "overcome".
Mit "my will be done" verabschieden sich unearth von der Bühne. Der Auftritt erfüllt nicht ganz meine Erwartungen, unearth auf einer Clubshow kommen wesentlich besser rüber!

Am Samstag halte ich mich auch erstmals länger im "more than music tent" auf. Wie im letzten Jahr haben diverse Organisationen ihre Stände aufgebaut, es gibt eine kleine Bühne mit Beamer sowie eine Sitzecke mit Fanzines. Ich folge der "Speciesism / Vegan Ethics presentation" (by Tim) und lausche den Fakten die eine vegane Ernährung nach Ansicht des Vortragenden Aktivisten positiv erscheinen lässt.
Danach gibt es eine kurze Diskussionsrunde in der es hauptsächlich um die Kosten einer veganen Ernährung geht sowie welche Möglichkeiten es gibt um an Rezepte zu gelangen.

Präsentationen und offene Diskussionen wie diese machen das ieperfest zu einem anderen Festival. Zu einem deutlich anderen Festival. Für alle die sich ein Bild machen wollen ein paar Fakten: Es gibt wieder verwertbare Teller, einen Kaugummibaum zum verhindern das Kaugummis auf dem Boden landen, deutlich mehr Mülleimer welche zur Trennung des Mülls auffordern, große Eisenrohre um Zigarettenstummel verschwinden zu lassen sowie ein komplett veganes Ernährungsaufgebot. Wasseraufbereitungsanlagen und sogar Bio-Klos (Welche sehr viel angenehmer als Dixis sind). Bei mir wecken diese Umstände ein gutes Gefühl, hier passiert etwas und es wird nicht nur geredet! Leider ist dies dieser Tage in so vielen Bereichen im Leben nicht immer der Fall und auch im Hardcore gibt es manche szenetypischen Attitüden die bei mir immer wieder innerliches Kopfschütteln hervorrufen.

Aber genug philosophiert, da war ja noch was! Nämlich der Headliner des Samstagabends: sick of it all!

Seit mehr als 20 Jahren ist die Band unterwegs. Unzählige Waden zieren das SOIA-Logo und wahrscheinlich jeder dem Hardcore ein Begriff ist hat schon mal etwas von dieser Band gehört. Ich habe soia schon etliche male live erlebt, auf Festivals wie auch in kleinen und großen Clubs. Immer war der Auftritt gut, natürlich mal besser und mal schlechter.
Was an diesem Abend folgt haut mich vom Hocker: in knapp einer Stunde feuern sick of it all 22 songs ab und bereits nach gut der Hälfte des Sets treibt es die Menge auf die Bühne um zu "step down" auf der Bühne zu tanzen. Die Stimmung ist harmonisch und sehr friedlich. Jeder Song sitzt und auch die Bandmitglieder von soia haben sichtlich spaß. Es werden Songs aller Alben präsentiert, sogar das grandiose "world full of hate" wird gespielt.
Vom 2011er Album "based on a true story" erklingen "death or jail", "the divide", "a month of sundays" sowie "lowest common denominator". Natürlich herrscht während "scratch the surface" Außnahmezustand und eine wall of death wird zum Besten gegeben.



Es ist herrlich die positive Stimmung während des Sets zu beobachten und wie viele Zuschauer dem Anschein nach den ganzen Tag lang dem Auftritt von soia entgegenfieberten. Nachdem sich der Mob nach "scratch the surface" wieder sortiert hat folgt der letzte Song namens "us vs. them".
Abermals stürmt man die Bühne. Viele lächelnde Gesichter verlassen danach die Bühne und der Rest verabschiedet Lou Koller und Kollegen mit tosendem Applaus.



Ein Auftritt eines Headliners wie er für dieses Festival nicht besser hätte sein können ist zu Ende. Noch ein Tag steht auf dem Programm, aber das Highlight liegt wohl bereits hinter mir! Noch schnell sei der Auftritt von ignite erwähnt, den ich mir in Ruhe aus etwas Entfernung anschaute.

Ohne Zoli und mit einem vor dem Teleprompter verharrenden Ersatzsänger halte ich ein Review aber für überflüssig.

Nun steht noch der Sonntag an, bisher verlief das Festival sehr entspannt. Am letzten Festivaltag beginnt mein Besuch mit dem Auftritt von 7 Seconds. Die Hardcore-Mannen um Kevin Seconds sind seit gut einem Jahr wieder häufiger unterwegs und blicken auf eine große Diskografie zurück.
Gegen 15 Uhr stehen 7 Seconds auf der Bühne, wieder herrscht gutes Wetter und die Band spielt bereits vor einer großen Zuschauermenge. Die Fans in den vorderen Reihen sind äußerst Textsicher und nutzen jede Gelegenheit das Mikrofon zu ergreifen oder auf die Bühne zu stürmen 7 Seconds haben deutlich spaß an dem Auftritt, bedanken sich mehrmals beim Publikum und berichten wie fassungslos das Ganze nach all den Jahren für die Bandmitglieder ist.
Bei "young 'til I die" herrscht am meisten Stimmung und 7 Seconds werden ordentlich abgefeiert.
Nach 35 Minuten verlassen 7 Seconds mit breitem Grinsen die Bühne.

Ein guter start in den Tag. In den folgenden Minuten schlendere ich durchs "more than music" zelt und esse etwas, während Deez Nuts spielen. Die Australier sind als Partytruppe verschrien, standesgemäß ist auch ihr Auftritt. Die einschlägigen (und wahrscheinlich nicht immer ernst zu nehmende) Hardcoresongs kommen beim Publikum gut an. Deez Nuts fabrizieren aber meiner Meinung nach fast immer das selbe, so dass ich dem Auftritt nicht mehr Aufmerksamkeit schenke. Gute Stimmung herrscht aber während des kompletten Sets und die Erwartungen der Fans werden erfüllt.

Anschließend nehme ich im more than music Zelt Platz um den Vortrag von Rico von der Hardcore Help Foundation zu lauschen.

Erstmals ist das Zelt deutlich besser Besucht und viele Stühle sind belegt. Zu meinem erschrecken muss ich fest stellen das der Gründer der Hardcore Help Foundation Rico nicht sehr Redegewand ist. Die Art und Weise wie der Vortrag startet sorgt nicht nur bei mir für Stirnrunzeln. Kurzerhand ergreift ein weiteres Mitglied der HHF das Mikrofon und führt den Vortrag fort. Ich weiß nach dem knapp 10-minütigen Vortag nicht so ganz was ich davon halten soll, jedenfalls ergibt sich keine weitere Diskussionsrunde und das more than music Zelt leert sich binnen kürzester Zeit.




Bei den am heutigen Sonntag deutlich angenehmeren Temperaturen geht es mit terror auf der Hauptbühne weiter. Wer terror schon mal live gesehen hat (was bei den meisten im Publikum der Fall sein wird, angesichts der ständigen Tourneen von Terror) weiß das die Band aus Los Angeles immer eine sehr energiegeladene Show abliefert.
Schon zu Beginn fällt mir die große Publikumsmenge auf, welche dem Set von terror zuschauen will. Wieder teilt sich das Publikum in 3 Teile auf: Die Leute vor der Bühne die für Stimmung sorgen, die Leute die in dem riesigen Loch zwischen den Zuschauern ausgiebig tanzen und diejenigen die im Hintergrund stehen und entspannt das Treiben beobachten.
Es geht nicht ganz so wild ab wie ich vor dem Auftritt annahm, dennoch ist die Stimmung gut. Am heutigen Tag verzichtet Frontman Scott Vogel aber auch durch seine bekannten Ansagen darauf das Publikum zu 100% zu fordern. Wie auf jeder terror-Show werden stagedives in Hülle und Fülle zum besten gegeben und das Mikrofon wird mit der Crew der aktuellen Tour geteilt. Das Publikum darf auch hier auf die Bühne um die Songs abzufeiern. Alles in Allem eine solide Show, genau das was man von terror erwartet.

Nach terror geht es in die kleinere Zeltbühne zu set your goals. Einer der bekanntesten Pop-Punk Bands der heutigen Zeit ist mit neuem Album "burning at both ends" unterwegs und sorgt für abwechslungsreiche Klänge am frühen Abend des letzten Festivaltag. Die Band wirkt munter und hat spaß auf der Bühne während im Pit entspannt getanzt wird.
Eine Handvoll Anhänger stehen auch direkt vor der Bühne bereit um zur passenden Gelegenheit das Mikrofon mit den beiden Sängern zu teilen. Im Laufe des Sets wächst der Zuspruch für set your goals und alle Beteiligten genießen den Auftritt.
Es werden Songs des neuen Album gespielt, ebenso wie ältere Songs der Alben und EPs davor. Besonders gut gefallen mir "gaia bleeds" und "mutiny!".
Die Band sorgt für viele lächelnde Gesichter und man spürt bei jedem Auftritt von set your goals das die Jungs spaß an der Sache haben! Leider ist bereits nach 30 Minuten das Set zu Ende, jedoch verweilen die Sänger Matt Wilson und Jordan Brown noch auf der Bühne um sich mit ihren Fans zu unterhalten bzw. zu bedanken. Set your goals sind live immer ein Besuch wert, wer auf Pop-Punk steht kommt an set your goals nicht vorbei!

Nach den etwas sanfteren Klängen von set your goals folgen nun rise and fall, ebenfalls auf der kleineren Zeltbühne. Da die Band bereits seit 10 Jahren unterwegs ist und vor heimischen Publikum spielt dürfte es nicht schwer fallen die Massen mitzuziehen! Rise and fall sind bekannt für ihre laute und kraftvolle live performance und genauso läuft es auch an diesem Abend ab.
Im Zelt ist es deutlich enger geworden und bis auf ein kleines Loch in der Mitte des Publikums ist fast jeder Platz belegt. Rise and fall spielen in den kommenden 35 Minuten 10 Songs. Die Hälfte des Set bilden Songs vom aktuellen Deathwish-Release "faith".
Das Album ist seit knapp 5 Monaten zu haben und hat es allem anschein nach in viele Musikregale der treuen rise and fall Fans geschafft. Es herrscht ein wahrer Abriss auf, sowie vor der Bühne. Die gewaltige Stimme von Frontman Björn und die teilweise extatisch reagierenden Fans sorgen für ein eindrucksvolles Erlebnis. Den Zugabeaufforderungen der Fans zum Trotz ist nach dem Song "faith / fate" Schluss.
Rise and fall hatten vor heimischer Kulisse leichtes Spiel, haben aber auch bei jenen Zuschauern die vielleicht bisher nichts von rise and fall gehört haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Während dem Auftritt von converge genieße ich ein letztes mal das kulinarische Angebot auf dem Ieperfest und lausche demzufolge aus den hinteren Reihen der Hardcore/Mathcore Größe aus Massachusetts. Ich bin mit convege nicht sehr vertraut, habe die Band aber schon zweimal auf Festivals anschauen dürfen. Auch dieses mal fällt der sehr aktiv agierende Sänger ins Auge, welcher sich vor großer Publikumsmenge auf der Bühne munter auf und ab bewegt. Die Resonanz des Publikums beschränkt sich mehr auf Zuschauen und Applaudieren und eine kleine Gruppe findet sich im Moshpit wieder. Der Sound von Converge ist mir zu abstrakt und so wende ich mich nach knapp einer halben Stunde ab um pünktlich zu darkest hour auf der Zeltbühne zu erscheinen.



Noch 2 Bands - eher Metal als Hardcore warten an diesem Abend auf die Zuschauer. Die erste ist darkest hour. Schon mehrmals habe ich ein darkest hour Konzert besucht und freue mich auch auf dem ieperfest diese Band zu sehen. Leider zeichnet sich schon vor Beginn des Set ab, dass es bei weitem nicht so voll sein wird wie zuvor bei rise and fall. Das Zelt ist gut gefüllt, aber nicht randvoll! Natürlich stört das darkest hour nicht, die Band liefert immer solide ab, ich hätte mich allerdings über eine größere Publikumsschaar und damit mehr Stimmung im Zelt gefreut.
40 Minuten haben darkest hour Zeit um ihre Fans zu befriedigen, dies gelingt auch weitestgehend. Ein Großteil aber hält sich mit etwas Abstand zur Bühne im Zelt auf und nur eine geringe Anzahl feiert mit darkest hour direkt vor der Bühne. Nichtsdestotrotz ist die Perfomance von darkest hour wie immer gut.
Natürlich fehlt auch bei diesem Auftritt "with a thounsand words to say but one" nicht auf der setlist. Wie gefordert bildet sich auch ein circlepit bei "the sadist nation" und nach jedem Song applaudieren die Gäste im Zelt. Nachdem letzten Song und dem verabschieden der Akteure von der Bühne wundert es mich umso mehr das über fast 2 Minuten lauthals "one more song" gerufen wird. Wo war all diese Energie während des Auftritts von darkest hour? Die Band kommt noch einmal auf die Bühne, jedoch gibt es außer shake-hands und einigen Unterhaltungen keine Zugabe.

Also auf zum letzten Act des ieperfest 2012 - bolt thrower.

Bolt thrower kommen aus England und spielen Death-Metal. Mir ist die Band nur bedingt bekannt und auf der mehrstündigen Fahrt zum ieperfest habe ich meinen Mitfahrer bewusst darum gebeten seine bolt thrower cds einzupacken um ein wenig mehr zu erfahren. Bisher habe ich bolt thrower noch nicht live erlebt.
Wie üblich auf Metalshows ist der Sound glasklar und nahezu perfekt und es wird deutlich weniger gemosht als bei anderen Bands an jenem Sonntag. Ich kenne mich leider zu wenig mit bolt thrower aus um die musikalische Vergangenheit in dieses Review mit einwirken zu lassen. Ich erfahre aber beim fachsimpeln während des Auftrittes von, dass das letzte Studioalbum bereits 2005 veröffentlich wurde und dieses den Titel "those once loyal" trägt.
Auch ohne musikalisches Hintergrundwissen genieße ich den Auftritt und lausche entspannt der Musik. Vereinzelt wird gemosht, der Großteil aber headbangt oder grölt während des Set.



Für Schmunzeln sorgt ein "Flitzer" auf der Bühne (siehe Fotos in der passenden Galerie auf dieser Website), welcher 2 mal aus der Menge auf- und auch in diese per stagedive wieder abtaucht. Nach gut einer Stunde Spielzeit folgt eine kurze Zugabe und bolt thrower beenden das ieperfest 2012. Ein gelungener Abschluss des Festivals.



Das Highlight an diesem Wochenende bleibt für mich der Auftritt von sick of it all. Ich bin mir sicher das ieperfest auch im Jahre 2013 wieder zu besuchen. Wer die Möglichkeit hat, sollte in Erwägung ziehen die Reise nach Belgien anzutreten, denn das ieper hardcorefest sticht wirklich sehr positiv aus der Masse der Festivals in Europa hervor und ist für den passenden Musikliebhaber garantiert eine Reise wert.

Hier erfährt man das es sich im Hardocrebereich wirklich um vieles mehr als nur Musik dreht.